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FAQ
Wo kommen Luchse in der Schweiz vor?
Das Luchsvorkommen in der Schweiz erstreckt sich vor allem über den Jura- und den Alpenbogen (mit Ausnahme der südlichen Alpentäler) sowie über die Nordostschweiz. Die aktuellen Nachweise finden Sie unter Verbreitung, bzw. im KORA Monitoring Center.
Wie viele Luchse gibt es in der Schweiz bzw. in meinem Kanton?
Die aktuellste Schätzung der gesamtschweizerischen Luchspopulation, sowie separate Schätzungen für die Populationen im Jura bzw. in den Alpen finden Sie unter Bestand. KORA macht keine Schätzungen pro Kanton, da die Luchse sehr grosse Raumansprüche haben und keine administrativen Grenzen kennen. Unsere Bestandsschätzungen basieren auf Dichteschätzungen aus dem deterministischen Fotofallen-Monitoring in Referenzgebieten.
Warum waren die Luchse in der Schweiz ausgestorben?
Die Raubtiere in der Schweiz sind aufgrund mehrerer Faktoren ausgestorben. Kurz zusammengefasst: die natürlichen Ressourcen wurden im 19. Jahrhundert stark übernutzt. Die Waldfläche ging zurück und die wilden Ungulaten wurden überbejagt und mit Ausnahme relativ kleiner, isolierter Gämsbestände ausgerottet. Die Übergriffe auf Nutztiere nahmen zu – auch weil diese zur Waldweide getrieben wurden – und der Konflikt zwischen Mensch und Raubtier wurde intensiver. Die Kombination aus Verlust des Lebensraums und der Nahrungsgrundlage, sowie der Verfolgung durch den Menschen (inkl. staatlichen Abschussprämien), führte zum Aussterben der Grossraubtiere in der Schweiz um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jh.
Woher stammen die Luchse in der Schweiz? / Warum wurden in der Schweiz Luchse wiederangesiedelt?
Die Wiederansiedlung des Luchses in den 1970ern erfolgte mit Individuen aus den slowakischen Karpaten. Für die Ansiedlung der Art in der Nordostschweiz 2001–2008 wurden Tiere aus dem Schweizer Jura und den Schweizer Alpen verwendet. Der Luchs wurde wiederangesiedelt, weil er zur einheimischen Biodiversität gehört und eine natürliche Rückkehr praktisch auszuschliessen war. Das nächste Vorkommen lag weit entfernt in den Karpaten und der Luchs ist ein schlechter Kolonisierer, der sich nur sehr konservativ ausbreitet. Abwandernde Individuen etablieren ihr Revier am liebsten angrenzend an bestehende Reviere von Artgenossen.
Hat der Luchs in der dichtbesiedelten Schweiz überhaupt Platz?
Offensichtlich ja, wie die heute bestehende Population und die Erfahrungen der letzten 50 Jahre zeigen. Wenn der Luchs genügend Beutetiere findet und nicht verfolgt wird, kann er gut in unserer Kulturlandschaft leben. Eine Studie aus 2001 hat ein Potenzial von ca. 300 Luchsen in den Schweizer Alpen geschätzt. Im Schweizer Jura kommen noch ca. 70–80 Tiere dazu. Im letzten Jahrzehnt haben Individuen sogar begonnen, sich dauerhaft im Mittelland zu etablieren, wo auch bereits einzelne Fortpflanzungen beobachtet wurden.
Welche Gefahren gibt es heutzutage für den Luchs?
Die grössten Gefahren für Individuen bestehen aus Kollisionen mit Fahrzeugen und illegalen Tötungen. Die Population ist zudem durch die Fragmentierung des Lebensraums, sowie durch genetische Verarmung, verbunden mit dem Risiko negativer Folgen von Inzucht gefährdet (siehe Verluste, und Bericht 50 Jahre Luchs in der Schweiz).
Welchen Einfluss hat der Luchs auf seine Beutetiere?
Die Effekte in einem von Prädatoren beeinflussten Ökosystem sind hochkomplex. Dazu gibt es Studien, die sowohl positive als auch negative Effekte aufzeigen. Man unterscheidet einerseits direkte (numerische) Einflüsse auf den Bestand und die Demografie der Beutetiere (Reh und Gämse) und andererseits indirekte wie z.B. auf die Verteilung der Beutetiere im Lebensraum. Ein adulter Luchs erbeutet rund 55 Rehe oder Gämsen pro Jahr, ein Weibchen mit zwei Jungtieren benötigt ca. 70. Der Einfluss des Luchses auf die Populationen der Beutetiere ist abhängig von der Luchsdichte und dem Zustand der Beutepopulationen. KORA hat diverse Studien zur Ernährung der Schweizer Luchse durchgeführt (siehe Abgeschlossene Projekte Luchs, oder Bericht 50 Jahre Luchs in der Schweiz). Diese Daten – in Kombination mit kantonalen Daten zur Jagd und zum Fallwild – zeigen das Spektrum der Grösse des Einflusses. Generell war der Einfluss des Luchses auf die Rehpopulationen gering bis moderat. Unter speziellen Umständen (z.B. hohe Luchsdichte bei gleichzeitig rückgängiger Rehpopulation durch Jagd und härtere Winter) kann der Einfluss des Luchses aber auch hoch sein und z.B. denjenigen der Jagd übersteigen. Eine solche Situation wurde in der Schweiz bisher nur in den Nordwestalpen zwischen 1997 und 2001 gefunden. KORA hat auch eine spezifische Studie unternommen, um den Einfluss des Luchses auf die Gämspopulation im Berner Oberland zu untersuchen und mit dem Einfluss der Jagd zu vergleichen. Der Einfluss der Jagd wurde im Schnitt als grösser beurteilt als derjenige des Luchses. Zur Prädation kommen noch „nicht-letale Effekte“ hinzu, sprich: Auswirkungen auf das Verhalten der Beutetiere, wie z.B. auf die Aufenthaltsorte oder die Wachsamkeit und damit die Nutzung des Lebensraums.
Wie viele Nutztiere sterben jährlich durch einen Luchsangriff?
Zwischen 2005 und 2016 bewegte sich die Anzahl der jährlich gerissenen Nutztiere zwischen 20 und 50 Tieren. In den letzten Jahren ist diese Zahl auf ca. 85 Tiere gestiegen (siehe auch Übergriffe auf Nutztiere).
Ist der Luchs für Menschen gefährlich?
Nein, der Luchs ist für den Menschen nicht gefährlich. Seit der Wiederansiedlung in den 1970er Jahren kam es zu keinem nennenswerten Vorfall. Selbst Luchse, die in die Enge getrieben werden, greifen Menschen nicht an. Es sind allerdings Vorfälle bekannt, wo es zu Aggression gegenüber Hunden kam, die sich – wohl meistens zufällig – Weibchen mit Jungtieren annäherten, insbesondere während der Jagd.
Braucht es den Luchs überhaupt?
Diese Frage wird häufig bei Tierarten gestellt, deren Anwesenheit nicht von allen Menschen gutgeheissen wird. Der Luchs gehört zur einheimischen Fauna. Er ist als Spitzenprädator am Zusammenwirken von Arten und Lebensräumen und den entsprechenden Entwicklungsprozessen wesentlich beteiligt. Damit ist er ein integraler Bestandteil der Biodiversität, welche auch die Existenzgrundlage für die Menschen darstellt.