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Die Wildkatze im waadtländischen und freiburgischen Mittelland

Nachdem sie einst kurz vor dem Aussterben stand, ist die Europäische Wildkatze in der Schweiz wieder auf dem Vormarsch. Obwohl die überwiegende Mehrheit der Wildkatzen in der Schweiz im Jura zu finden ist, hat die Art in letzter Zeit einige neue Regionen besiedelt. Die Stiftung KORA führt mehrere Erhebungen mit Fotofallen zur Situation der Wildkatze im Schweizer Mittelland durch.

Die Überwachung der Rückkehr 

Die Wildkatze wird in der Schweiz als potenziell gefährdete Art eingestuft und ist in seit 1962 geschützt. Die Art hat Teile des Schweizer Mittellandes besiedelt und wurde in den Voralpen beobachtet. Angesichts der offensichtlichen Ausbreitung der Wildkatze, möchten wir besser verstehen, was in den neu besiedelten Gebieten vor sich geht. Zu diesem Zweck wurden im Rahmen des KORA-Wildkatzenprojekts im Winter 2019–2020 und im Winter 2021–2022 zwischen dem Neuenburgersee und dem Genfersee Fotofallen aufgestellt.


Im aktuellen Untersuchungsgebiet wurden 102 Standorte mit Fotofallen und ein Lockstöcken zur Sammlung von Nachweisen aufgestellt. Uns gelang der Nachweis von 23 Wildkatzen via Foto, sechs Wildkatzen via Genetik sowie zwei bc2fs-Individuen, was Katzen sind, die aus einer Rückkreuzung der zweiten Generation stammen. © KORA 


Neuste Ergebnisse

Während zwei Durchgängen wurden insgesamt 308 Fotofallen im Wald eingesetzt. Zusätzlich wurden kleine Holzlatten (Lockstöcke) aufgestellt, die mit Baldriantinktur imprägniert waren. Die Katzen, die zum Teil davon angelockt wurden, rieben sich daran und liessen einige ihrer Haare zurück. Diese Haare können dann als genetische Proben verwendet werden.

Im Winter 2021–2022 konnten mindestens 23 Individuen, die wir als phänotypische Wildkatzen identifiziert haben, fotografiert werden. Eine Stichproben-Analyse der Haare führte zur Identifizierung von 6 Wildkatzen. Aus den in diesen beiden Wintern gesammelten Hinweisen schliessen wir, dass einige Wildkatzen nicht nur auf der Durchreise sind und ihr Revier im Mittelland zwischen dem Neuenburger- und dem Genfersee etabliert haben. 

Wildkatze, fotografiert in der Gemeinde Ursins (VD): Dieses Männchen wurde sowohl 2020 (Foto) als auch 2022 (Foto und genetische Haarprobe) beobachtet, es hat sich also im Waadtländer Mittelland niedergelassen. © KORA
Wildkatze, fotografiert in der Gemeinde Ursins (VD): Dieses Männchen wurde sowohl 2020 (Foto) als auch 2022 (Foto und genetische Haarprobe) beobachtet, es hat sich also im Waadtländer Mittelland niedergelassen. © KORA
 

Interaktionen zwischen Haus- und Wildkatzen

Da viele Hauskatzen Freigänger sind, kommt es immer wieder zu Kontakten zwischen Haus- und Wildkatzen. Die Arten können sich untereinander fortpflanzen und fruchtbare Hybriden hervorbringen, obwohl sie eigenständige Arten sind. Während unserer Untersuchung konnten zwei Individuen gefunden werden, die aus einer Rückkreuzung der zweiten Generation stammen. Das Phänomen der Hybridisierung kann eine Gefahr für den Erhalt der Wildkatze darstellen, die viel seltener ist als die Hauskatze. Eine weitere Sorge bei Begegnungen der beiden Arten ist die Übertragung von Krankheiten.

Für ein besseres Verständnis           

Um die Interaktionen zwischen Wild- und Hauskatzen besser zu verstehen, haben wir auch einzelne Individuen mit GPS-Halsbändern ausgestattet. Dieser Teil der Studie, der vor zwei Jahren begonnen hat, findet in einem Gebiet zwischen den Kantonen Bern und Solothurn statt. Alle Untersuchungen sollten uns helfen, Lösungen zu finden, die uns bei der Erhaltung der Wildkatze helfen.

 

Zum Forschungsbericht

Bestimmungshilfe zur Unterscheidung von Wild- und Hauskatzen