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Drei junge Wildkatzen im Seeland wieder ausgewildert

Das Trio konnte Anfang Mai nach erfolgreicher Aufzucht durch das Team der Stiftung Wildstation Landshut wieder in ihre Heimatregion im Berner Seeland zurückkehren. Die Stiftung KORA hat zwei der drei Tiere mit GPS-Halsbandsendern ausgerüstet, damit der Erfolg der Auswilderung verfolgt werden kann.

Die scheinbar mutterlosen Kätzchen waren im vergangenen Sommer in zwei Praxen und in einem Tierheim abgegeben worden. Dort wurde man stutzig: das Verhalten der Tiere war gar nicht typisch für Katzenwelpen! Die hinzugezogenen Wildhüter hatten denn auch den richtigen Riecher und brachten die Jungtiere in die Wildstation nach Utzenstorf (www.wildstation.ch). Die Erstuntersuchung der offenbar erst spät geborenen und somit noch recht kleinen Katzen konnte nur in Narkose erfolgen. Glücklicherweise ergaben die Untersuchungen, dass die Tiere, drei Weibchen übrigens, unverletzt waren. Sämtliche Blutuntersuchungen wurden eingeleitet, parasitologische Untersuchungen durchgeführt, und später wurde auch noch geimpft. Nach einer Quarantänezeit durften die drei dann auch in eine grosse Aussenvoliere um- und vor allem: zusammenziehen. Denn es war schnell klar: der Aufenthalt der Tiere würde länger dauern. Bis diese drei Katzen gross genug für eine Auswilderung sein werden, war noch viel an Gewicht und Grösse zuzulegen.

Aber noch war unklar, ob es dazu überhaupt kommen würde – denn die eigentliche Frage lautete: «wilde Katze» oder Wildkatze? Die Wildstation hat in Zusammenarbeit mit Experten der Stiftung KORA, dem Institut für Wildtiergesundheit der Universität Bern, dem Veterinärmedizinischen Labor der Universität Zürich und Wildtier Schweiz dann die weiterführenden Untersuchungen sowie jene der Haarproben eingeleitet. Die genetische Analyse durch das Senckenberg Institut, Zentrum für Wildtiergenetik, ergab: ja, es handelt sich zweifelsfrei um Wildkatzen.

Warum gerade im Jahr 2021 so viele verwaiste Jungkatzen gefunden worden waren, bleibt unklar. Vielleicht hat die Tatsache, dass die Wildkatze «Tier des Jahres 2020» war, dazu beigetragen? Das wachsende Bewusstsein der Menschen, dass es Wildkatzen bei uns gibt und dass sich diese Tierart zunehmend auch ins Mittelland ausbreitet sowie verschiedene Projekte rund um die Wildkatze haben wahrscheinlich ebenso dazu beigetragen, dass diesen Tieren Aufmerksamkeit zuteilwurde.

Die Wildkatze, Felis silvestris, ist die eigentlich einheimische Bewohnerin unserer Landschaft, sie bevorzugt deckungsreiche Gebiete wie Laubmischwälder und Auenwälder, kommt jedoch auch im gut strukturierten Offenland vor. Die Wildkatze ist in der Schweiz geschützt. Einige Zeit galt sie als ausgestorben, aber seit den 1980er Jahren erholen sich die Bestände langsam wieder. Wildkatzen kommen derzeit hauptsächlich im Jura vor, breiten sich aber mehr und mehr Richtung Mittelland aus, wie auch der Fund der jungen Wildkatzen im Seeland noch einmal beweist (siehe auch Wildkatzenprojekte KORA).

Im Frühjahr beginnt wieder die Jungtiersaison – auch bei den Wildkatzen: aber Achtung! Nicht jedes Tier ist verwaist oder in Not – oft kann eine Fehleinschätzung der Situation fatale Folgen haben. Bevor man also ein vermeintlich verlassenes Wildtier behändigt, sollte man den Wildhüter zu Rate ziehen. Dieser kann die Situation einschätzen und im Sinne des Tieres die notwendigen Schritte einleiten. Auf keinen Fall sollte man eine junge Katze aus der Natur einfach mit nach Hause nehmen.

© Text: Dr. Ulrike Eulenberger (Stiftung Wildstation Landshut), Dr. Lea Maronde (KORA)