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Für ein Zusammenleben von Wölfen und Rinderhaltenden

In der Schweiz leben zurzeit rund 300 Wölfe und rund 1.5 Millionen Rinder. Die Kuhhaltung gilt als Kulturgut und ist aus der Schweiz nicht wegzudenken. Obwohl die Hauptnahrung der Wölfe Wildtiere und insbesondere Hirschartige sind, werden auch Nutztiere gerissen. Davon betroffen sind meist Schafe, teilweise auch grosse Nutztiere wie Rinder oder Esel. Ein breit angelegtes KORA-Projekt findet heraus, unter welchen Voraussetzungen eine konfliktarme Koexistenz gelingen kann.

Die Nahrung von Wölfen
Das Nahrungsspektrum von Wölfen ist umfangreich und variabel. In Europa konzentrieren sich Wölfe (Canis lupus) hauptsächlich auf die Jagd von Huftieren wie Rehe, Gämse, Rothirsche und Wildschweine – mit einer Vorliebe für Hirschartige. Gelegentlich ernähren sie sich auch von Füchsen, Kleinsäugern, Aas und sogar von Nutztieren. Bei letzterem werden vor allem Schafe gerissen, seltener auch Ziegen. Im Jahr 2010 riss ein Wolf hierzulande - zum ersten Mal genetisch nachgewiesen - ein Rind, geschehen im Kanton Wallis. Nebst Rindern könnten auch Pferdeartige wie Pferde, Ponys oder Esel sowie Neuweltkameliden wie Kamele, Lamas, Alpakas von Angriffen betroffen sein.

Wölfe als mögliche Gefahr für Rinder
In der Schweiz gibt es einige Rudel, die mit der Prädation von Rindern begonnen haben. Im Kanton Waadt existieren drei davon (Risoux, Marchairuz und Mont Tendre). Vorfälle dieser Art legen nahe, dass unter bestimmten Voraussetzungen Wölfe auch für Rinder eine Gefahr darstellen. In der Schweiz ist die Kuhhaltung sowohl wirtschaftlich wie auch kulturell tief verankert. Ein konfliktarmes Zusammenleben zwischen Rindern und Wölfen ist deshalb für das langfristige Überleben des Wolfes in der Schweiz existentiell.

Das Projekt
Das Projekt «Wolves and Cattle» wurde im Jahr 2022 von uns initiiert. Es läuft bis Ende 2026 und hat zum Ziel, folgende Fragen zu beantworten: Welche Faktoren beeinflussen Wolfsangriffe auf Rinder und Equiden? Wie reagieren Rinder und Pferde auf Wolfspräsenz und welche Massnahmen sind wirksam, um Angriffe zu vermindern? Wir arbeiten im Rahmen dieses Projektes eng mit dem Kanton Waadt zusammen. So werden diesen Herbst zum zweiten Mal Versuche unternommen, Wölfe im Waadtländer Jura für eine Sendermarkierung mit einem GPS-Sender zu fangen. Daraus können wir beispielsweise mehr über ihr Bewegungsverhalten und ihre Beutetiernutzung lernen. Gleichzeitig läuft bereits eine grosse internationale Literaturrecherche zum Thema. Auch eine Nahrungsanalyse auf Grund der Losungen (Kot) hat bereits begonnen. Des Weiteren sind folgende Arbeitsschritte geplant: das Quantifizieren regional vorhandener Beutetiere, eine Verhaltensanalyse von Kühen, das Testen von Methoden zur Vergrämung der Wölfe und zum Schutz der Rinder, eine Analyse des lethalen Wolfsmanagements und die Entwicklung einer Kommunikationsstrategie. Das Projekt «Wolves and Cattle» wird von uns konzipiert und geleitet. Ein ganzes Team arbeitet an diesem Projekt, darunter zwei PhD-Studierende, welche ihre Doktorarbeiten an der Universität Lausanne absolvieren. Dieses Projekt funktioniert jedoch nur dank der Zusammenarbeit mit den Schweizer Kantonen und deren Wildhut, dem Kanton Waadt im speziellen, AGRIDEA und durch Unterstützung von Organisationen, wie das FIWI, OPPAL und die Fondation Jean-Marc Landry. Das Projekt ist durch eine private Stiftung finanziert.

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