Markierung von Jungluchsen für die Wissenschaft
Jeweils im Sommer werden im Rahmen des Luchsprojektes Genetik, Gesundheit und Demografie (GGD) junge Luchse mit einem Mikrochip markiert. Was das heisst, wieso das Sinn macht und wie wir vorgehen, erfahren Sie hier.
Dank Luchsweibchen, die im Rahmen von Forschungsprojekten zum Luchs wie dem Luchsprojekt GGD, mit einem GPS-Sender ausgestattet sind, können wir jeweils im Mai und Juni die Reproduktion von Schweizer Luchsen dokumentieren. Die Senderdaten zeigen uns, wann die Weibchen stationär werden, das heisst, sich an einem bestimmten Ort längere Zeit aufhalten und sich nur kurz zur Futterbeschaffung wegbewegen. Ab diesem Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass sich die Luchsin um ihren Wurf kümmert.
© A. Ryser
Nach vier Wochen ist der Zeitpunkt der Jungenmarkierung gekommen. Mithilfe der Senderdaten der Mutter suchen wir in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit der Universität Bern (FIWI) und der örtlichen Wildhut die Wurfhöhle. Wenn wir sie gefunden haben, versehen wir die Jungtiere mit einem Mikrochip und fotografieren ihr Fleckenmuster zur späteren Wiedererkennung. Zudem werden die Körpermasse und das Körpergewicht bestimmt, ihr Gesundheitszustand überprüft und Blut für genetische und medizinische Analysen entnommen. Der Vorgang der Markierung wird so schnell, effizient und vorsichtig wie möglich durchgeführt, um die Wildtiere nicht länger als nötig zu stören. Die Mutter zieht sich während dieser Zeit in der Regel zurück und kehrt kurz danach zu ihren Jungen zurück. Nach der Störung wechselt sie die Wurfhöhle. Ungefähr vier Wochen nach der Geburt verlassen die Luchsweibchen aber auch ohne Störung häufig den ersten Wurfplatz und suchen sich einen neuen. Wir können also bei der Jungenmarkierung um diesen Zeitpunkt herum davon ausgehen, dass die Luchsinnen bereits andere gute Plätze in der näheren Umgebung ausgekundschaftet haben. Auch dies beobachten wir genau.
Die Datenbank der Jungenmarkierungen reicht bis ins Jahr 1992 zurück. Damit lassen sich zahlreiche relevante Forschungsfragen beantworten, beispielsweise Untersuchungen zur Verwandtschaft, zum Überleben der Jungtiere oder zum Einfluss des Klimawandels auf den Geburtstermin. Eine Masterstudentin hat letztes Jahr den möglichen Einfluss von Inzucht auf den Fortpflanzungserfolg von sendermarkierten Luchsweibchen untersucht.
Im Jahr 2024 konnten KORA und FIWI bei zwei Würfen der Luchsinnen NELL und FELA insgesamt 4 Jungtiere markieren, untersuchen und beproben. Alle vier Jungluchse erfreuten sich bester Gesundheit. Diese Anstrengungen für dieses Jahr sind abgeschlossen.