Projektupdate «Wolves and Cattle» Frühling 2025
Das Projekt «Wolves and Cattle» befindet sich aktuell in der mittleren Phase seiner Laufzeit. Seit dem letzten Bericht im Dezember 2024 hat sich einiges getan.
Wölfin am Sender
Seit dem 30.10.2024 ist die Wölfin F259 am Sender. Ihre Bewegungsdaten der Monate März und April zeigen, dass sie in dieser Zeit in einem Gebiet unterwegs war, das rund 300 km2 umfasst. In den Wintermonaten haben sich immer wieder Projektmitarbeitende auf Ihre Spuren begeben und konnten so Einsichten über ihre Ernährung und ihre Bewegungsgewohnheiten gewinnen.
Fangversuche
Im März 2025 wurden im Gebiet vom Risoud-, Mont Tendre und dem Marchairuz-Rudel im Waadtländer Jura während vier Wochen wiederum gezielte Fangversuche zur Besenderung von Wölfen unternommen. Trotz intensiver Bemühungen gelang es in diesem Zeitraum nicht, einen Wolf zu fangen. Derzeit werden die Erkenntnisse der vergangenen Fangsaison und Möglichkeiten für künftige Optimierungen analysiert.
Besenderung Luchs
Erstmals wurden während dieser Fangperiode auch gezielt Luchse gefangen, um sie zu besendern. Hintergrund dieses Vorgehens ist das Interesse daran, besser zu verstehen, wie Luchse und Wölfe denselben Lebensraum nutzen und ob es Hinweise auf Interaktionen zwischen den beiden Arten gibt. Ergänzend zur besenderten Wölfin konnte Ende März 2025 ein männlicher Luchs – mindestens neun Jahre alt – erfolgreich mit einem Sender ausgestattet werden.
Beide Tiere bewegen sich in überlappenden Streifgebieten entlang der Landesgrenze. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sie diesen Raum parallel nutzen – und ob sich daraus neue Erkenntnisse zur Interaktion der beiden Grossraubtiere ableiten lassen.
Zur fundierten Beurteilung des Streifgebiets der Wölfin bedarf es einer längeren Datenreihe, als bisher zur Verfügung steht. © KORA
Ausblick
Eine Zusammenarbeit mit der französischen Organisation «Agence Régionale de la Biodiversité Bourgogne Franche-Comté» (ARB BFC), die den Auftrag hat, Tierhaltende zu unterstützen, die mit Wolfsangriffen konfrontiert sind, ist im Gange. Auf ausgewählten Sömmerungsweiden werden erneut Rinder mit GPS-Halsbändern inkl. Beschleunigungsmessern ausgestattet werden. Die Halsbänder zeichnen die Bewegungen der Rinder und ihre Aktivität auf, wodurch ihr Verhalten untersucht werden kann. Zusätzlich werden in den Weiden und an den Halsbändern einiger Rinder sogenannte Proximity-Sensoren installiert. Sobald sich die mit einem GPS-Halsband ausgestattete Wölfin einem Näherungssender nähert, zeichnet ihr Halsband mehrere GPS-Positionen auf. So können wir feststellen, wie oft sie diese Weiden besucht und sich den dort befindlichen Rindern nähert. Ziel ist es, besser zu verstehen, wie Wölfe die Weiden vor, während und nach der Sömmerungszeit nutzen, und die räumlichen und verhaltensbezogenen Reaktionen der Rinder vor und nach einem Wolfsvorfall zu untersuchen. Zudem wird Anfang Sommer eine Projektdelegation an der internationalen Konferenz «Wolves Across Borders» in den Niederlanden teilnehmen und dort Fachvorträge halten.
Darüber hinaus stehen drei Masterarbeiten kurz vor dem Abschluss. Die eine untersucht das Verhalten von Rindern in Reaktion auf die Anwesenheit von Wölfen, die nächste analysiert die Lebensraumwahl von Rindern unter dem Einfluss von Wolfspräsenz und die letzte (in Zusammenarbeit mit dem Projekt «integriertes Management und Monitoring IMM») untersucht der Einfluss des Wolfes auf die zeitliche Aktivität und die Dynamik von Wildhuftierpopulationen.