Bestand
SCHWEIZ
Am 28. Juli 2005 fotografierte ein Student aus Deutschland im Schweizerischen Nationalpark einen Bären – der erste Bär in der Schweiz seit 100 Jahren! Seit 2005 konnten fast jedes Jahr Bären im Engadin und der Nationalpark Region nachgewiesen werden, bisher besteht aber keine residente Population. Keiner der eingewanderten Bären ist permanent in der Schweiz sesshaft geworden. Jeder einwandernde Bär wird soweit möglich mit genetischen Methoden individuell identifiziert. Eine Machbarkeitsstudie hat ergeben, dass auch in der Schweiz geeignete Habitate zur Verfügung stehen. Der Raum zwischen dem Trentino und den Bündner Alpen ist durchgehend gebirgig, waldreich und naturnah und bildet einen Korridor zwischen dem schweizerischen und dem italienischen Nationalpark. Es war deshalb von Beginn an denkbar, dass einzelne Bären aus diesem Gebiet mittelfristig in die Schweiz einwandern werden.
ALPEN & DINARIDEN
In den Alpen leben Bären in zwei permanent besiedelten Gebieten: Im Trentino (Italien), wo eine kleine Population überlebte welche zwischen 1999 und 2002 durch die Umsiedlung von 10 Bären aus Slowenien verstärkt wurde, und im Dreiländereck Italien-Österreich-Slowenien, wo Bären aus der Dinarischen Population einwandern. Die Dinarische Population ist sowohl für die natürliche Einwanderung in die Alpen als auch für die erfolgten Umsiedlungen in Italien und Österreich die Ursprungspopulation.
Im Trentino lebten 2021 73-92 Bären. Zwischen 2002 und 2018 wurden 71 Reproduktionen mit 144 Jungtieren festgestellt. Die Populationen in den Dinariden wird für 2015 auf 2’145 Individuen geschätzt (1’875-2’450). In den restlichen Alpen zwischen dem Trentino und den Dinariden lebten 2015 ca. 50–60 Tiere, fast ausschliesslich jünge Männchen auf dem Dispersal.
1972 wanderte ein Bär von Jugoslawien nach Österreich ein und 1989–93 wurden drei Bären in dasselbe Gebiet in den Nordostalpen freigelassen, so dass sich vorübergehend eine kleine Population entwickelte. Dieses Vorkommen ist aber 2011 wieder erloschen.
EUROPA
In 2018 wurde für die Rote Liste gefährdeter Arten eine Beurteilung über den Braunbären in Europa durchgeführt. Dabei wurde eine Gesamtpopulation von 15’000-20’000 Tieren (exkl. Russland) bzw. von 50’000–55’000 Tieren (inkl. europäischem Teil Russlands) geschätzt. Die Aufteilung auf der geschätzten Anzahl Individuen auf die verschiedenen Populationen ist in untenstehender Tabelle dargestellt.
Population | Länder | Schätzung1 | Trend |
Skandinavien | NOR, SWE | 2’825 | Abnahme |
Karelien | NOR, FIN | 1’660 | Stabil |
Baltikum | EST, LVA | 700 | Stabil |
Karpaten | ROU, SVK, POL, SRB | 7’630 | Stabil |
Dinariden-Pindos | SVN, HRV, BIH, MNE, MKD, ALB, SRB, GRC | 3’950 | Stabil bis Zunahme |
Alpen | ITA, CHE, AUT, SVN | 49–69 | Stabil bis Zunahme |
Ostbalkan | BGR, GRC, SRB | 468–665 | Stabil |
Zentraler Apennin | ITA | 45–69 | Stabil |
Kantabrien | ESP | 321–335 | Zunahme |
Pyrenäen | ESP, FRA | 30 | Stabil |
¹Basierend auf Daten von 2016