NACHWEISE IM FELD
SPUREN
Trittsiegel von Wölfen sind oval und denjenigen von grossen Haushunden sehr ähnlich. Die Zehenballen eines Wolfes sind im Durchschnitt etwas länger als beim Hund. Beim Wolf sind die mittleren Zehenballen am unteren Rand oft zusammen gewachsen, was jedoch in der Spur nicht zu erkennen ist. Die Vorderpfoten messen bis 11 cm Länge und 8 cm Breite, die Hinterpfoten sind kleiner mit 8 cm Länge und 7 cm Breite. Bei der Grösse der Trittsiegel ist zu beachten, dass an der Expansionsfront der Wolfspopulation vor allem subadulte Individuen unterwegs sind, deren Spuren kleiner sein können.
Wolfsspuren sind von Hundespuren nur mit grosser Erfahrung, bei guten Bedingungen und Vertrautheit der lokalen Verhältnisse zu unterscheiden. Erst eine Gesamtbetrachtung des Bewegungsmusters und des Verhaltens geben Aufschluss darüber, ob es sich um einen Wolf oder einen Hund handelt. Nur wenn die Spur über mindestes 100 Meter im geschnürten Trab mit mindestens 8 cm langen Doppeltrittsiegeln (=Vorder- und Hinterpfote im gleichen Trittsiegel) und mit Spurweiten von mindestes 1.10 m bestätigt ist, kann sie als Wolfsspur bezeichnet werden. Dazu muss die Spur mehrere hundert Meter bis sogar mehrere Kilometer ausgespurt werden, bis mit Sicherheit ein Hund ausgeschlossen werden kann. Das ist nur im Winter bei guten Schneeverhältnissen möglich. Dabei ist zu beachten, dass die Schrittlänge durch folgende Faktoren beeinflusst wird und unterschiedlich lang sein kann (länger oder kürzer als 1.10 m): Alter und Grösse des Wolfes, Bewegungsgeschwindigkeit (Schritt oder Trab) und das Gelände.
Typisch geschnürte Wolfsspur mit einer Spurweite von 1.30 m. Die Farbeinteilung auf der Messhilfe beträgt 10 cm.
© Ralph Manz
KOT
Der Wolfskot besteht aus 4–15 cm langen Stücken von ca. 2–4 cm Durchmesser. Oft ist das eine Ende des Kotstückes spitz zulaufend. Die Farbe variiert von schwarz bis beinahe weiss. Meist sind Haare, Knochenstücke, Federn oder Zähne von Beutetieren im Kot erkennbar. Wolfkot riecht meist sehr stark.
Da Wölfe Kot auch zur Markierung einsetzen, wird er oft im offenen abgesetzt, z. B. auf Wegen.
RISSBILD
Der Wolf ist ein Hetzjäger und jagt nach Möglichkeit mit Rudelgefährten. Kleinere Beutetiere werden durch einen Biss in die Kehle getötet. Grössere Beute wird in der Regel zuerst an den Hinterläufen gepackt, um sie lahm zu legen. Einmal gestellt, wird sie oft in die Nase gebissen und am Boden durch Bisse in die Kehle getötet. Der Wolf ist ein Nahrungsopportunist. Neben Beutetieren, werden auch Abfälle und Früchte gefressen. Sein Beutetierspektrum reicht von der Maus bis zum Pferd. Bevorzugt werden jedoch mittlere und grössere wilde Paarhuferarten.
Rissbild:
Beutetier nicht zugedeckt. Von grösseren Beutetieren Skelett und Decke intakt. Von kleineren Beutetieren oft nur Hautfetzen, wenige Knochen und der Panseninhalt übrig. Beutetiere können bei Störungen verschleppt und einzelne Körperteile abgetrennt werden.
Verletzungen:
Die Verletzungen der Beutetiere sind intensiv – verglichen zu Luchsrissen. Verletzungen an fast allen Körperpartien können auftreten. Grössere Knochen können zertrümmert werden. Bei grösseren Beutetieren meist Muskel- und Bandzerreissungen sowie Verletzungen der Nasenpartie und Kehlbisse.
Nutzungsverlauf:
Zuerst oft Nutzung der Innereien, der Muskulatur, der Keulen und des Rückens. Beutetiere sind oft an verschiedenen Teilen gleichzeitig genutzt. Werden Wölfe nicht gestört, so ruhen sie in der Nähe der Beute und nutzen sie später komplett. Grössere Rudel können grosse Risse in sehr kurzer Zeit vollständig nutzen. Kleinere Familiengruppen oder einzelne Wölfe nutzen kleinere Beutetiere oft über mehrere Tage.
Bemerkungen:
Wolfsrisse und Hunderisse sind schwierig zu unterscheiden. Wie der Wolf, ist auch der Hund ein Hetzjäger und die Beute kann Verletzungen an fast allen Körperstellen aufweisen. Diesbezüglich ist es noch wichtiger, alle Hinweise und Spuren zu sichern.
LAUTÄUSSERUNG
Wölfe können Knurren und sind berühmt für ihr Heulen. Das Wolfsgeheul ist sehr charakteristisch und leicht erkennbar. Allerdings heulen auch Hunde und das Geheule einer Meute Schlittenhunde oder einer Gruppe Goldschakale tönt dem eines Rudels Wölfe sehr ähnlich. Wolfswelpen bis zum Alter von ca. einem halben Jahr können noch nicht so heulen, wie man das von Wölfen kennt. Es ist mehr ein Jaulen und Japsen, ähnlich wie von Hundewelpen. Auf Tonaufnahmen, welche im Sommer–Herbst aufgenommen wurden, kann man so nachweisen, das ein Rudel Nachwuchs hat.
Soundmeter Tonaufnahme von zwei adulten Wölfen vom Oktober 2018 aus dem Valle de Joux:
© Stefan Suter