Luchs-Gems Projekt 2015-2018
EINFLUSS VON LUCHSPRÄDATION UND JAGD AUF DIE GEMSE
Neben dem Reh ist die Gemse das wichtigste Beutetier für den Luchs in der Schweiz. Im Rahmen des Nordwestalpen III Projekts stellten wir fest, dass sich die Luchsprädation dabei insbesondere auf Gemskitze im Frühling und Sommer konzentriert. In Teilen der Schweiz und des angrenzenden Auslands scheinen die Gemsbestände in den letzten Jahren stark rückläufig gewesen zu sein. Die genauen Ursachen für die beobachteten Rückgänge sind jedoch weitgehend unbekannt. Als mögliche Faktoren werden z. B. ungünstige Klimabedingungen, Störungen durch Freizeitaktivitäten, ein zu hoher Jagddruck, Prädation durch den Luchs oder Konkurrenz mit anderen Arten (z.B. Rothirsch) genannt. In Regionen, wo der Luchs präsent ist und die Gemse gleichzeitig bejagt wird, stellt sich die Frage, welchen Einfluss beide Faktoren auf die Bestandsentwicklung der Gemsen haben.
Ziel(e)
Unser Projekt hatte zum Ziel, den Einfluss von Luchs und Jagd auf die Gemse näher zu untersuchen und im Verhältnis zu anderen Faktoren (z.B. Wintersterblichkeit) zu beurteilen. Als Fallbeispiel diente der Kanton Bern, die Resultate sollten aber auch für andere Regionen relevant sein.
Methoden
Zur Beantwortung unserer Fragestellung wählten wir drei verschiedene Ansätze:
1) Im Rahmen einer Feldstudie wurden zwischen 2016 und 2018 Luchse in verschiedenen Gebieten des Berner Oberlands sendermarkiert um möglichst alle von ihnen gerissenen Beutetiere zu finden. Gleichzeitig wurden in denselben Gebieten verschiedene Gemsrudel mehrmals pro Jahr beobachtet um den jährlichen Zuwachs zu messen. Ausserdem wurden Daten zu anderen Todesursachen der Gemsen (z.B. Krankheit, Winter) und zu menschbedingten Faktoren (z.B. Jagd, Störung) gesammelt.
2) Bereits vorhandene Daten aus Jagdstatistik und Luchs-Monitoring wurden zusammengetragen. Basierend auf diesen Daten wurden Gemsbestände verschiedener Wildräume des Kantons Bern rekonstruiert und mit anderen Regionen (z.B. Kantone ohne Luchspräsenz) verglichen. Der langfristige Einfluss von Luchs, Jagd und anderen Faktoren (z.B. Klima) auf die Populationsentwicklung der Gemsen soll so retrospektiv abgeschätzt werden.
3) Mithilfe theoretischer Populationsmodelle konnten Management-Szenarien unter verschiedenen Zielsetzungen und Annahmen durchgespielt werden. Die Modelle sollten als Entscheidungsgrundlage dienen, um das jagdliche Management in Gebieten mit Luchspräsenz falls nötig zu optimieren.
Resultate und Publikationen
Die Resultate des Projektes wurden im folgenden Bericht publiziert:
- Vogt K., Signer S., Ryser A., Schaufelberger L., Nagl D., Breitenmoser U. & Willisch C. 2019. Einfluss von Luchsprädation und Jagd auf die Gämse – Teil 1 und 2. Bericht in Zusammenarbeit mit dem Jagdinspektorat des Kantons Bern. KORA Bericht Nr. 84. KORA, Muri bei Bern, Schweiz. 161 pp.
Projekt Information
Das Luchs-Gems Projekt wurde parallel zum Luchs-Genetik Projekt in Absprache mit den beteiligten Kantonen und den lokalen Wildhütern durchgeführt. Der Luchs-Teil des Projekts wurde von KORA geleitet und von einer privaten Stiftung finanziert. Der Gems-Teil wurde von Dr. Christian Willisch geleitet und durch das Jagdinspektorat des Kantons Bern, die Stotzer-Kästli-Stiftung und die Zigerli-Hegi-Stiftung unterstützt.
Projekt Dauer: 2015-2018
Untersuchungsgebiet: Nordwestalpen
Projekt Partner:
- Dr. Christian Willisch, FIWI, Universität Bern
- Jagdinspektorat/Wildhüter Kanton Bern
- Universität Basel
Kontakt KORA: Dr. Kristina Vogt