SMEL 2011-2015
DIE OLFAKTORISCHE KOMMUNIKATION BEI EURASICHEN LUCHSEN IN DEN SCHWEIZER NORDWESTALPEN
Einzelgängerisch lebende Feliden durchstreifen grosse Reviere, in denen sie keine anderen erwachsenen Tiere des gleichen Geschlechts dulden (Reviere mit Sexualpartnern überlappen sich). Direkter Kontakt zwischen den einzelnen Individuen ist selten, abgesehen von Muttertieren mit ihren abhängigen Jungtieren. Das Hinterlassen von Duftmarken ist ein wichtiges Mittel, um mit Artgenossen zu kommunizieren. Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist ein geeignetes Modell für die Erforschung von sozialer und räumlicher Organisation von wilden Raubkatzen und ihrer olfaktorischen Kommunikation mittels Urin-Markierungen. Eine Luchspopulation besteht normalerweise aus residenten Männchen und Weibchen (Paare oder Nachbarn), subadulten Individuen ohne festes Revier, die in die Population eingewandert sind, sowie subadulten Nachkommen von residenten Luchsen. Dabei ist es für alle Luchse essentiell, Informationen zum sozialen Status, zum Geschlecht und zum physiologischen Zustand seiner Nachbarn zu erhalten und weiterzugeben. Jedoch wurde bis heute keine in situ Studie durchgeführt, welche die Bedeutung ebensolcher Duftmarkierungen betreffend Stabilität der sozialen und räumlichen Organisation der Arten untersucht.
Für den Erhalt und das Management einer Tierpopulation ist es wichtig, deren grundlegende Organisation zu verstehen. Populationen des Eurasischen Luchses weisen normalerweise eine geringe Dichte auf, doch Schwankungen im Beutetierbestand können sich auch auf den Luchsbestand auswirken, was unter Umständen Konflikte mit Menschen provoziert. Das Schweizer Parlament und die Regierung entschieden, dass Eingriffe in Grossraubtierpopulationen möglich sein sollen. Die Effekte von solchen Eingriffen in die sozioräumliche Struktur einer Luchspopulation sind jedoch unklar. Obwohl wir erhebliche Populationsschwankungen beobachtet haben, ist die räumliche Ausdehnung einer Population sehr begrenzt. Dies wurzelt vermutlich in einer vom Menschen verursachten Mortalität und einer (teilweise) von ihm geschaffenen Zersplitterung des für Luchse bewohnbaren Habitats, aber auch im natürlichen Verteilungs- und Besiedlungsmuster der Luchse. Für den Erhalt und das Management des Luchses ist es wichtig, seine soziale Organisation und die Bedeutung der Duftmarken zu verstehen.
Ziel(e)
Ziel dieses Forschungsprojektes in Zusammenarbeit mit der Universität Basel war es, den Einfluss der Duftmarkierungen auf die räumliche Verteilung und das Paarungsverhalten des Eurasischen Luchses innerhalb einer gegebenen Population zu untersuchen. Ebenfalls untersuchten wir, wie potentielle Beutetiere auf die Duftmarkierungen von Luchsen reagierten. Zudem analysierten wir die chemische Zusammensetzung des Luchsurins und testeten in Zoos, wie Luchse auf Duftmarken reagierten.
Methoden
Wir benutzten einen interdisziplinären Ansatz und verwendeten moderne Feld- und Labortechniken: Mittels GPS-GSM Telemetrie und Fotofallen ermittelten wir die räumliche Verteilung der Luchse und ihr Verhalten, und zur Quantifizierung des Uringehalts aus gesammelten Proben benutzen wir Gaschromatographie/ Massenspektrometrie.
Resultate und Publikationen
Die Resultate dieser Studie wurden in den folgenden Publikationen veröffentlicht:
- Vogt K., Zimmermann F., Kölliker M. & Breitenmoser U. 2014. Markierverhalten und soziale Interaktionen in der Luchspopulation in den Nordwestalpen. KORA Bericht Nr. 61, 14 pp.
- Vogt K., Zimmermann F., Kölliker M. & Breitenmoser U. 2014. Scent-marking behaviour and social dynamics in a wild population of Eurasian lynx Lynx lynx. Behavioural Processes 106, 98–106.
- Vogt K. 2016. Geruchliche Kommunikation beim Eurasischen Luchs. Zusammenfassung des Projekts. Schlussbericht Januar 2016, 1–4.
- Vogt K., Boos S., Breitenmoser U. & Kölliker M. 2016. Chemical composition of Eurasian lynx urine conveys information on reproductive state, individual identity, and urine age. Chemoecology 26, 205-217.
- Vogt K., Hofer E., Ryser A., Kölliker M. & Breitenmoser U. 2016. Is there a trade-off between scent marking and hunting behaviour in a stalking predator, the Eurasian lynx, Lynx lynx? Animal Behaviour 117, 59-68.
Projekt Information
Projekt Dauer: 2011-2015
Untersuchungsgebiet: Nordwestalpen
Projekt Partner:
- Rehprojekt im Simmental, Universität Zürich
- Universität Basel
Sponsoren:
- Janggen-Pöhn-Stiftung
- Basler Stiftung für Experimentelle Zoologie
- Rockethub Crowdfunding Projekt
- Basler Stiftung für biologische Forschung
Kontakt KORA: Kristina Vogt
Ausrüstungspartner:
TRANSA