Pilotstudie Monitoring mit Fotofallen 2015-2018
Die europäische Wildkatze Felis silvestris ist eine geschützte Art. Wildkatzen sind heimliche Waldbewohner. Sie leben solitär und standorttreu in Revieren von variierender Grösse, die von Ressourcen wie dem Nahrungsangebot, dem Vorhandensein von Ruheplätzen, aber auch von der Jahreszeit abhängen. In der Schweiz war die Wildkatze im Mittelland und im Jura weit verbreitet, ab dem 19. Jahrhundert begrenzte sich ihr Vorkommen auf den Jura. Ob sie danach im Verlauf des 20 Jahrhunderts im Jura ausgerottet wurde oder eine Restpopulation überlebt hat, bleibt offen.
Der Status der Wildkatze in der Schweiz wurde erst in den vergangenen Jahren erstmals aufgenommen und lässt vermuten, dass sich einige hundert Tiere vorwiegend im Jura aufhalten. Heute wird die Wildkatze im Schweizer Jura wieder regelmässig beobachtet. Sie breitet sich im Jura aus und scheint auch langsam das Mittelland zu besiedeln. Die genaue Verbreitung und die Populationsdynamik der Wildkatze in der Schweiz sind jedoch nicht bekannt. Es existiert kein langfristiges etabliertes Monitoring, und Meldungen von Sichtbeobachtungen sind nicht zuverlässig auf Grund des Risikos einer Verwechslung mit wildkatzenähnlichen Hauskatzen.
Mit dem deterministischen Luchs-Fotofallen-Monitoring wird der Schweizer Jura gut abgedeckt. Dabei werden auch viele „Wildkatzen“ fotografiert.
ZIEL(E)
Das Ziel dieses Pilotprojektes war die Entwicklung eines Wildkatzen-Monitorings mittels Fotofallen synergetisch zum Luchs-Monitoring zur Bestimmung der Abundanz der Wildkatzenpopulation im Jura.
METHODEN
Eine Master-Arbeit von 2010 hat gezeigt, dass selbst Wildkatzen-Experten die Tiere anhand von Fotos nicht mit Sicherheit unterscheiden können. Mit Hilfe der in der Pilotstudie gewonnenen Resultate wurde ein phänotypischer Kriterienkatalog für die Wildkatze im Schweizer Jura erstellt.
Während des Luchs-Monitorings im Jura (je 60 Nächte/Winter, 50–60 Stationen mit je 2 Fotofallen auf einer Fläche von etwa 600–700 km²) wurden auf einer Teilfläche des Referenzgebietes Fotofallen-Standorte in höherer Dichte auf Wildkatzen ausgerichtet. Jeder dieser Wildkatzen-Standorte wurde zusätzlich zu zwei Weissblitzfotofallen mit einem „Lockstock“ ausgestattet. Diese Lockstöcke (raue Holzpfosten) wurden mit Baldriantinktur besprüht, um Wildkatzen anzulocken. Wildkatzen reiben sich an den Holzpfosten und hinterlassen Haarproben. Diese können dann für spätere genetische Analysen verwendet werden. Die Wildkatzen, die auf Grund des Phänotyps auf den Fotofallen-Bildern identifiziert wurden, geben Informationen über die Verbreitung der Art so wie über Interaktionen mit Hauskatzen im Studiengebiet. Für mehrfach fotografierte Wildkatzen, die individuell erkennbar waren, konnten ihre winterlichen Streifgebiete, beziehungsweise Abundanz und Dichte der Wildkatzenpopulation mittels Fang-Wiederfang-Methodik geschätzt werden.
RESULTATE UND PUBLIKATIONEN
Im Rahmen dieses Projektes wurden
- Optimale Parameter (z. Bsp. Fläche und Anzahl Standorte) für ein Wildkatzen-Referenzgebiet innerhalb des Luchs-Referenzgebietes identifiziert;
- Kriterien für die phänotypische Bestimmung von Wildkatzen aus dem Jura anhand von Fotofallen-Bildern erstellt;
- Methoden und Kriterien zur individuellen Bestimmung von Wildkatzen etabliert und
- die Wildkatzenabundanz und Dichte berechnet.
Die Resultate wurden in folgendem Bericht publiziert:
- Maronde L., Zimmermann F., Kunz F., Breitenmoser-Würsten C. & Breitenmoser U. 2020. Bestimmungshilfe zur Unterscheidung von Wild- und Hauskatzen anhand von Fotofallenbildern aus dem Schweizer Jura. KORA Bericht 92. KORA, Muri b. Bern, Schweiz. 17 pp. (französisch)
Projekt Information
Das Pilotprojekt für das Wildkatzen-Monitoring wurde parallel zum jeweiligen deterministischen Luchs-Monitoring im Jura in Absprache mit den beteiligten Kantonen und den lokalen Wildhütern durchgeführt. Finanziert wurde das Projekt von einer privaten Stiftung, die Naturschutzthemen unterstützt.
Projektdauer: 2015-2018
Untersuchungsgebiet: Jura, Schweiz
Kontakt KORA: Fridolin Zimmermann, Florin Kunz, Lea Maronde