Wolves and Cattle
Seit der Rückkehr der Wölfe in die Schweiz in den 1990er Jahren haben sich Schäden an Nutztieren, sowie Untersuchungen zu Interaktionen zwischen Wölfen und Nutztieren vor allem auf Schafe auf Sömmerungsalpen fokussiert. Seit ein paar Jahren, wurden aber in einigen Regionen vermehrt Angriffe auf Boviden (Rinder) und in einem geringeren Ausmass Equiden (Pferde und Esel) registriert. Die Kuhhaltung ist in der Schweiz nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell tief verankert. Ein konfliktarmes zusammenleben von Kuhhaltern mit dem Wolf ist darum essentiell für die Akzeptanz des Wolfes in der Schweiz. Bisher ist jedoch nur wenig bekannt zu den Faktoren, welche Angriffe auf Boviden und Equiden beeinflussen, wie Boviden/Equiden auf Wolfspräsenz reagieren und welche Massnahmen wirksam sind um Angriffe zu vermindern.
ZIEL(E)
Das übergeordnete Ziel dieses Projektes ist es, eine Wissensbasis für ein konfliktarmes Zusammenleben zwischen Boviden- /Equidenhaltern und Wölfen zu schaffen. Dazu werden wir Umstände untersuchen, welche Angriffe auf Boviden und Equiden begünstigen um mögliche Risikogebiete identifizieren zu können. Zusätzlich soll auch die Wirksamkeit von Herdenschutz, Vergrämungsmassnahmen und legalen Abschüssen getestet werden um herauszufinden, in welchen Situationen, welche Massnahmen am wirksamsten sind. Zudem werden wir mögliche Verhaltensänderungen bei Boviden und Equiden nach lokaler Wolfspräsenz untersuchen (z.B. erhöhte Schreckhaftigkeit oder Aggressivität). Ein wichtiges Ziel des Projektes ist es auch, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln, um lokale Betroffene und andere wichtige Zielgruppen mit Informationen aus dem Projekt zu erreichen und einen sachlichen Austausch und die Umsetzung von Massnahmen zu ermöglichen.
METHODEN
Als erstes werden wir Erkenntnisse über Angriffe auf Boviden/Equiden und mögliche Schutz-/Vergrämungs-/Management-Massnahmen aus anderen Ländern zusammentragen. Um das Bewegungsverhalten der Wölfe in der Schweizer Kulturlandschaft besser zu verstehen, werden wir einerseits bereits vorhandene Telemetriedaten analysieren. Zusätzlich werden weitere Wölfe in den Projektregionen besendert.
Verschiedene Faktoren können Übergriffe auf Boviden/Equiden beeinflussen. Um zu untersuchen, welche Faktoren Indikatoren sind für ein hohes Risiko für Übergriffe auf Boviden/Equiden werden Daten zu allen von Wölfen verletzten und getöteten Boviden/Equiden zusammengetragen und analysiert. Wir werden einerseits verschiedene Parameter wie zum Beispiel Alter, soziale Organisation, Rudelstruktur der Wölfe aufnehmen. Andererseits dokumentieren wir auch Faktoren wie Alter, Rasse, Behornung, Gesundheitsstatus der Boviden/Equiden, vorgenommene Schutzmassnahmen, Herdenzusammensetzung der angegriffenen Boviden/Equiden. Wir werden dann den Einfluss dieser Faktoren auf das Risiko von Schäden analysieren und Umstände identifizieren, welche zu erhöhtem Risiko führen können. Über Verhaltensbeobachtungen von Equiden und Boviden werden wir untersuchen, ob sich deren Verhalten nach Annäherungsversuchen von Wölfen ändert. Zu diesem Zweck werden wir mit Unterstützung der Landwirte auch Boviden/Equiden mit GPS-Halsbändern ausstatten. Zusätzlich werden wir die Wirksamkeit von verschiedenen Massnahmen wie Herdenschutz, Vergrämung, und Wolfsmanagement analysieren. Dazu verwenden wir einerseits bestehende Daten, führen aber in Zusammenarbeit mit AGRIDEA auch Experimente durch um gezielte Massnahmen zu testen.
PROJEKTINFORMATION
Das Projekt wird durch eine private Stiftung finanziert und wird in Zusammenarbeit mit AGRIDEA und dem Kanton Waadt durchgeführt. Ein Teil des Projektes wird im Rahmen einer Doktorarbeit an der Uni Lausanne umgesetzt.
Projekt Dauer: 2022-2026
Untersuchungsgebiet: VD
Kontakt KORA: Christian Stauffer