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DETERMINISTISCHES FOTOFALLEN-MONITORING
Das deterministische Fotofallen-Monitoring wurde in der Schweiz für den Luchs als Fokus Art entwickelt. Das Prinzip ist für alle äusserlich individuell erkennbaren Arten anwendbar. Beim deterministischen Monitoring werden Fotofallen systematisch über eine Fläche verteilt und während einer vordefinierten Zeitdauer aufgestellt. Mit dem deterministischen Fotofallen-Monitoring kann KORA die Populationsgrösse und Dichte des Luchses und der Wildkatze schätzen und durch regelmässige Wiederholung des Monitorings die Entwicklung der Populationen verfolgen. Dabei kommt die Fang-Wiederfang Methode zum Einsatz.
FANG-WIEDERFANG METHODE
Die Fang-Wiederfang Methode erlaubt mit systematisch erhobenen Stichproben die Gesamtpopulation einer Art zu schätzen. Wenn Tiere individuell anhand natürlicher oder künstlicher Merkmale identifizierbar und voneinander unterscheidbar sind, wie zum Beispiel gestreifte oder gefleckte Katzen, kann man durch wiederholtes Fotografieren («Fangen») ihre Anzahl, ihre Fangwahrscheinlichkeit und die entsprechenden statistischen Fehler mittels Fang-Wiederfang Modellen schätzen. Das erlaubt eine bestmögliche Schätzung der tatsächlichen Populationsgrösse und das Beurteilen der Genauigkeit der Schätzung. In der Regel wird das Model Mh, dass eine unterschiedliche individuelle Fangwahrscheinlichkeit zu lässt, gewählt. In Ausnahmefällen wurden auch die Modelle Mth, Mbh und M0 berücksichtigt. Beim Model M0 haben alle Individuen dieselbe Fangwahrscheinlichkeit. Das Modell Mth lässt unterschiedliche individuelle Fangwahrscheinlichkeiten zu, die sich zeitlich ändern. Beim Modell Mbh haben die Individuen unterschiedliche Fangwahrscheinlichkeiten, welche sich nach ihrem ersten Fang ändern.
LUCHS
Das Fotofallen-Monitoring für den Luchs wird in der Schweiz seit 1998 angewandt, um die Abundanz und Dichte der Luchse zu erheben. KORA führt dazu in sogenannten Referenzgebieten, welche über die Grossraubtier Management Kompartimente verteilt sind und einen Grossteil der aktuellen Luchsverbreitung abdecken, deterministische Fotofallen-Durchgänge durch. Jeder Durchgang wird vorgängig mit den kantonalen Behörden und zuständigen WildhüterInnen abgesprochen. In jedem Referenzgebiet wird alle drei oder vier Jahre eine bestimmte Zahl von Fotofallen während 60 Nächten betrieben, um die Fang-Wiederfang-Stichprobe zu erheben. Jeder Luchs muss dafür auf den Fotos anhand seines Fleckenmusters individuell identifiziert werden. Für eine eindeutige Identifizierung müssen beide Flanken eines Luchses fotografiert werden, da diese unterschiedlich gezeichnet sind. Diese deterministischen Durchgänge werden durch das „opportunistische Monitoring“ unterstützt, mit welchem bereits im Vorfeld möglichst viel Information über die präsenten Luchse und deren Fleckenmuster gewonnen wird. Anhand der Anzahl Luchsfotos und der Anzahl Individuen, schätzt KORA mit dem Fang-Wiederfang Modell die Populationsgrösse der Luchse im Referenzgebiet. Dabei gibt KORA die Zahl der „unabhängigen Luchse“ an, das heisst die residenten adulten und die noch nicht sesshaften subadulten Luchse. Jungtiere, die noch der Mutter folgen, werden nicht mitgezählt, respektive zum Muttertier gezählt. Diese geschätzte Anzahl Luchse im Referenzgebiet, wird anschliessend in die Dichte der Luchse im Referenzgebiet umgerechnet. Zusätzlich wird die Dichte pro geeignetes Habitat berechnet, um die Dichten unterschiedlicher Referenzgebieten miteinander zu vergleichen. Das geeignete Luchshabitat, wurde 2004 im Rahmen einer Doktorarbeit für die Schweiz und den gesamten Alpenraum berechnet (Zimmermann 2004). Die Resultate werden für jeden Durchgang in einem separaten KORA Bericht veröffentlicht.
Die berechneten Populationsdichten in den Referenzgebieten werden verwendet, um den jährlichen Bestand im Teil-Kompartiment zu berechnen. Über die Schweiz wird ein 10 x 10 km Raster gelegt. Eine Zelle des Rasters gilt als permanent besiedelt, wenn für sie in zwei der letzten drei Jahre Beobachtungen der SCALP Kategorie K1 oder K2 vorliegen. Von den permanent besiedelten Zellen eines Teil-Kompartiments wird die Summe des geeigneten Habitats aus dem Modell (Zimmermann 2004) ermittelt. Auf diese Summe des geeigneten Habitats wird die im letzten Fotofallen-Durchgang im Referenzgebiet ermittelte Dichte angewandt und so die Population innerhalb des Teil-Kompartiments geschätzt. Diese Hochrechnungen setzen voraus, dass KORA (1) die richtigen Habitatvariablen gemessen hat, dass (2) die Dichte im geeigneten Habitat innerhalb und ausserhalb des Referenzgebiets eines Kompartiments vergleichbar ist und dass (3) die Dichte sich nicht wesentlich verändert hat, falls die Schätzung länger zurückliegt als das betreffende Monitoring Jahr. In den Teil-Kompartimenten ohne Referenzgebiet beruht die Anzahl Luchse auf der minimalen Anzahl Luchsen, die im betreffenden Monitoring identifiziert wurden oder auf einer Experten-Meinung, falls kein opportunistisches Fotofallen-Monitoring in diesem Teil-Kompartiment stattfindet.
WILDKATZE
Im Rahmen des von KORA durchgeführten Luchs Monitorings im Jura werden auch immer wieder Wildkatzen fotografisch erfasst. Dies sind wichtige Daten zum Vorkommen der Wildkatze im Forschungsgebiet. In einem Pilotprojekt wurde ein deterministisches Fotofallen-Monitoring für die Wildkatze synergetisch zum Luchs-Monitoring im Jura zur Bestimmung der Abundanz der Wildkatzenpopulation getestet. Während dieses Projekts hat sich gezeigt, dass sich Fotofallen zum Monitoring der Wildkatze eignen. Wild- und Hauskatzen lassen sich anhand einiger charakteristischer Fellmerkmale voneinander unterscheiden. Auch Individuen können anhand ihres Fellmusters unterschieden werden. KORA wendet seither auch ein deterministisches Fotofallen-Monitoring für die Wildkatze in eigens definierten Referenzgebieten an, um deren Populationsgrösse und Entwicklung zu verfolgen. Beim deterministischen Fotofallen-Monitoring für die Wildkatze, wird gleichzeitig auch ein genetisches Monitoring durchgeführt. Dafür kommen neben Fotofallen auch Lockstoffe (Baldrian) zum Einsatz. Bei jedem Fotofallen-Standort wird ein rauer Holzpfosten eingeschlagen und mit Baldrian besprüht. Angelockte Wildkatze reiben ihre Wangen an dem Holzpfosten und hinterlassen an dem aufgerauten Holz Haare. Diese werden eingesammelt und können so zur Art- und Individuumsbestimmung als auch zur Bestimmung der Intogressionsrate durch molekularbiologische Methoden verwendet werden.
Das typische Verhalten des „Wangen Reibens“ kennen auch viele Menschen von ihren Hauskatzen. Der Katze dient dieses Verhalten zur innerartlichen Kommunikation: An der Wangengegend befinden sich Duftdrüsen. Durch das Reiben hinterlässt die Katze eine Markierung und damit Informationen für ihre Artgenossen. Der Pfosten wurde mit Baldrian besprüht. Dieser dient als Lockstoff, um Wildkatzen anzulocken und das Verhalten des «Wangen Reibens» auszulösen.
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