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Das Nahrungsspektrum der Wölfe in der Schweiz

In einer schweizweiten Nahrungsanalyse wird das Beutespektrum der hiesigen Wölfe untersucht. Die Untersuchung wurde Anhand von rund 350 interpretierbaren Kotproben von Wölfen durchgeführt. Sie zeigt, dass 83% der Beutetiere von Wölfen in der Schweiz Wildtiere sind, während 17% Nutztiere ausmachen.

Die in den Proben identifizierten Tierarten wurden von Wölfen gefressen, jedoch bedeutet dies nicht zwingend, dass der Wolf sie auch erlegt hat. Als opportunistische Nahrungsverwerter verzehren Wölfe auch Aas.

Die Hauptbeute des Wolfes bilden mit etwa 74% Wildhuftiere, also Rothirsche, Gämse und Rehe. Unter den Nutztieren werden am ehesten Schafe gefressen. Rinder- und Pferdeartige (z.B. Esel) werden bedeutend weniger gefressen. Das Ausmass des Fressens von Wildschweinen ist im Vergleich zu anderen Regionen, wie beispielsweise Süd- und Osteuropa, eher gering.

 

Ein regionaler Vergleich der Wolfkompartimente zeigt, dass das Nahrungsspektrum der Wölfe auch innerhalb der Schweiz deutliche Unterschiede aufweisen kann. So besteht die Nahrung des Wolfs im Kompartiment V (GR, TI, GL) rund 20% häufiger aus Rothirschen als im Kompartiment IV (VS), wo die Gämse am meisten gefressen wird. Wie diese regionalen Unterschiede zu Stande kommen, ist Inhalt laufender weiterer Untersuchungen. Der Vergleich wird im Moment nur zwischen den Regionen gemacht, wo die meisten Wolfsproben gesammelt wurden: Wallis sowie Graubünden/Tessin/Glarus. Von den landesweit 35 Rudeln, einschliesslich grenzüberschreitender Rudel, sind 13 im VS ansässig, während weitere 15 in den Kantonen GR, TI und GL leben. Stand: 01.02.2024. Der aktuelle Rudelbestand kann frühstens im Herbst evaluiert werden.

Saisonale Schwankungen beeinflussen ebenfalls die Nahrungspräferenzen der Wölfe. Insbesondere im Sommer, während der Alpzeit, steigt der Anteil an Nutztiere in der Wolfsnahrung. Der Unterschied im Anteil von Schafen in der Nahrung zwischen Sommer (14,6%) und Winter (8,7%) beträgt fast 6 Prozentpunkte.

Die Methode

Die Analyse basiert auf dem DNA-Metabarcoding-Verfahren, welche es erlaubt, DNA-Fragmente der zugehörigen Tier- oder Pflanzenart zuzuweisen. In diesem Projekt haben wir mit Metabarcoding und extrahierter DNA aus Wolfskotproben die enthaltenen Beutetiere identifiziert – wichtig ist aber, dass wir aufgrund von methodischen Details die DNA nur Wirbeltierarten zuordnen können – andere Tier- und Pflanzenarten können nicht nachgewiesen werden. Zwischen 2017 und 2022 wurden 445 Kotproben von Wölfen gesammelt, von denen 347 interpretierbare DNA-Fragmente von anderen Tierarten enthielten. Die Resultate, die insgesamt 459 Nahrungsresultate umfassen, gelten als robust, obwohl eine Kontamination mit anderer DNA (insbesondere von Nutztieren, von welchen die DNA bei uns überall in der Umwelt vorkommt) nicht vollständig ausgeschlossen werden kann.

Projekt und Mitarbeit

Diese Nahrungsanalyse wurde im Rahmen der KORA-Projekte «Integriertes Monitoring und Management» (IMM) und «Wolves and Cattle» durchgeführt. Das «IMM»-Projekt ist darauf ausgerichtet, Daten und Wissen zu vernetzen und damit eine ganzheitliche Wissensbasis rund um die Themenbereiche Grossraubtiere, Landnutzung, Vegetation und Huftiere zu schaffen. Das «Wolves and Cattle» fokussiert sich darauf, Strategien für ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben zwischen Wölfen und Rinderhaltenden zu entwickeln. Diese Analyse ist Teil eines PhD-Projekts, welches in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne durchgeführt wird. Die Proben wurden mit Hilfe kantonalen Wildhüterinnen und Wildhütern und Privatpersonen gesammelt. Die Analysen wurden am LBC an der Universität Lausanne vorgenommen.

Diese Analyse wird im Rahmen eines wissenschaftlichen Papers voraussichtlich im Jahr 2025 publiziert werden.