Bereits in den Jahren 2020 und 2021/2022 wurden ähnliche Untersuchungen...
Wildkatzenprojekt 2024–2027
Die Wildkatze im Schweizer Mittelland: Herausforderung durch Hybridisierung und Krankheiten
Im Vorgängerprojekt «Die Erhaltung der Wildkatze in der Schweiz und Europa» haben wir uns mit der Ausbreitung der Wildkatze im Schweizer Mittelland beschäftigt. Wir wollen in diesem Nachfolgeprojekt die Ausbreitung der Wildkatze, ins Mittelland und allenfalls auch darüber hinaus, weiter erforschen.
Ziele und Schwerpunkte
Herausforderung Hybridisierung
Die Ausbreitung der Wildkatze im Mittelland setzt sich fort und diese ist auch mit neuen Herausforderungen für die Tierart verbunden. Im Mittelland treffen Wildkatzen vermehrt auf Hauskatzen, mit denen sie sich verpaaren (hybridisieren) können. Verpaarungen zwischen Haus- und Wildkatzen bringen fruchtbare Nachkommen hervor, die als «Hybriden» bezeichnet werden. Introgressive Hybridisierung, also Hauskatzengene im Wildkatzen-Genpool aus früheren Kreuzungen bzw. Rückkreuzungen, wird als potentielle Bedrohung für die Wildkatze angesehen. Die Vermischung des Genpools und könnte langfristig und lokal zum Aussterben der Art führen, da die Wildkatze der Hauskatze in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet zahlenmässig stark unterlegen ist. Hybridisierung scheint jedoch nicht vollkommen zufällig aufzutreten, sondern von bestimmten Faktoren beeinflusst zu werden, die wir noch genauer erforschen wollen.
Am Beispiel des Untersuchungsgebiets Bucheggberg, einem Gebiet im Mittelland in dem nachweislich Hybriden leben, untersuchen wir, wie sich Wildkatzen, Hauskatzen und Hybridindividuen verhalten. Dabei interessiert uns unter anderem, wie und ob sich ihre Ökologie unterscheidet und in welchen Verwandtschaftsverhältnissen die Individuen zueinander stehen. Wir planen, ähnliche Untersuchungen in weiteren Gebieten durchzuführen. Ein Vergleich von Gebieten mit unterschiedlichen Introgressionsraten könnte Aufschluss geben über die Faktoren, die Hybridisierung begünstigen oder verringern.
Überwachung der Gesundheit
Wildkatzen und Hauskatzen gehören zwar nicht der gleichen Art an, sind jedoch so eng miteinander verwandt, dass sie die gleichen Krankheiten haben können. Krankheitserreger können deshalb leicht übertragen werden. Wir wollen in diesem Projekt verstehen, welche Folgen dies sowohl für Wildkatzen als auch für Hauskatzen haben kann und ob Hybriden dabei eine spezielle Rolle einnehmen. Für diesen Projektteil arbeiten wir mit dem FIWI der Universität Bern und dem Veterinärmedizinischen Labor der Universität Zürich zusammen.
Kommunikation
Ein wichtiges Ziel dieses Projekts ist es, das Bewusstsein für die Wildkatze zu stärken sowie Massnahmen zur Prävention von Hybridisierung zu entwickeln und diese für definierte Zielgruppen kommunikativ aufzubereiten.

Hybridisierung bei der Wildkatze ©KORA
Methoden
Fotofallen
Fotofallen werden zu verschiedenen Zwecken eingesetzt. Sie können sowohl dabei helfen, Wildkatzen zu entdecken, als auch genutzt werden, um Dichte und Verteilung zu bestimmen.
Genetische Analysen
Informationen zum Hybridisierungsgrad von Individuen sowie Verwandtschaften erhalten wir vor allem durch Analysen von nicht-invasiv gesammelten Haarproben, die das Senckenberg Forschungsinstitut, Abteilung Naturschutzgenetik, analysiert.

Wildkatze auf Fotofalle ©KORA
Telemetrische Überwachung
Einzelne Tiere werden mit GPS-Halsbändern ausgestattet, um ihre Bewegungen und Habitatwahl detailliert nachverfolgen zu können. Für die Markierung mit dem GPS-Halsband müssen die Tiere einmal gefangen werden.
Veterinärmedizinische Untersuchungen
Im Rahmen des Fangs und der Sendermarkierung werden alle Individuen von Tierärztinnen des FIWI der Universität Bern untersucht und beprobt. Die Analysen der Proben werden im veterinärmedizinischen Labor der Universität Zürich durchgeführt.

Dr. Lea Maronde und Dr. Iris Marti im Einsatz ©KORA
PROJEKTINFORMATION
Das Projekt wird in Absprache mit den kantonalen Jagdinspektoraten durchgeführt. Finanziert wird das Projekt von drei privaten Stiftungen.
Projektdauer: 2024–2027
Projektpartner:
- Institut für Fisch- und Wildtiergesundheit FIWI, Universität Bern (Dr. Iris Marti und Team)
- Departement für klinische Diagnostik und Services, Universität Zürich (Prof. Dr. Regina Hofmann und Team)
- Senckenberg Forschungsinstitut, Abteilung Naturschutzgenetik (Dr. Carsten Nowak und Team)
- Tierpraxis im Moos/Ins (Dr. Anna Geissbühler und Team)
Kontakt KORA: Dr. Lea Maronde
